AWARENESS

Wir wollen ein Festival, bei dem sich niemand unwohl, angegriffen oder diskriminiert fühlen muss. Gleichzeitig wollen wir eines, bei dem jede*r sich als Teil des Festivals wahrnimmt und achtsam mit sich und seinen Mitmenschen umgeht. Wir möchten Menschen sensibilisieren und sie darauf aufmerksam machen, dass jede*r Einzelne seine/ihre eigenen Grenzen hat und diese für sich selbst festlegt. 

Für jede Situation in der ihr euch, aufgrund von Diskriminierung und Überschreitung eurer Grenzen unwohl fühlt, gibt es das Awareness Team. Es wird eine feste Anlaufstelle in Form eines Infostandes geben, sowie einen ruhigen und gemütlichen Rückzugsort. Diese dient als erste Unterstützung und wenn gewünscht Weiterleitung an andere Institutionen, da wir keine ausgebildeten Therapeut*innenn oder Psycholog*innen sind. Außerdem soll diese Anlaufstelle auch da sein, um sich über das Thema Awareness in verschiedensten Hinsichten zu informieren. So soll Stück für Stück bei jeder Person ein Bewusstsein und eine Sensibilität (weiter-)entwickelt werden. 

To be aware bedeutet achtsam, aufmerksam und sensibel bezüglich Diskriminierungen und Übergriffen zu sein. Damit ist jegliche Form von Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, sozialer oder geografischer Herkunft, Aussehen, Alter, sexueller Orientierung, sowie auch Religion gemeint. Bei unserem Awareness-Konzept geht es besonders darum, sich selbst als Teil des Festivals zu begreifen, egal ob als Helfer*in oder Gast und damit auch Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und andere dahingehend zu ermutigen!

Wir lehnen den gesellschaftlich anerkannten Gewaltbegriff ab, da er in Konzepten von Recht und Unrecht scheinbar objektive Grenzen setzt. Für uns ist Gewalt nicht nur körperlich, sondern beginnt schon davor. Das bedeutet auch, dass jegliche „Anmache“ gegen den Willen eine Grenzüberschreitung ist und damit das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Person über den eigenen Körper übergangen wird. Sexualisierte und Rassistische Gewalt ist immer auch eine Machtdemonstration, die damit einhergeht, sich gegen ihren Willen über die andere Person zu stellen und sie in ihrer Integrität abzuwerten.

Diskriminierung entsteht durch rassistische, klassistische und sexistische Strukturen, in denen wir alle aufwachsen und leben. Sie zeigt sich sehr subtil oder ganz offensichtlich. Zwischen männlich und weiblich gelesenen Personen sowie zwischen Weissen und Schwarzen Menschen besteht strukturell bedingt sehr oft die grösste Gefahr, dass Diskriminierung und Übergriffe stattfinden. Deshalb ist es bei aller linksautonomen Manier besonders wichtig, „aware“ zu sein und unsere Positionen in der Gesellschaft zu reflektieren.

Im Gespräch über betroffene Personen und grenzen wir uns von dem Begriff „Opfer“ ab, da dieser mit einem Bild der Passivität, Hilfe- und Schutzbedürftigkeit einhergeht.

Gewalt beginnt für uns da, wo sie als solche empfunden wird. Das bedeutet: Jeder Mensch setzt seine Grenzen selbst, und dass Gewalt nicht objektiv (juristisch) bestimmbar ist. Vielmehr bestimmt jede betroffene Person selbst in jeder Situation neu, wo die Grenzen sind und damit auch wo Gewalt oder ein Übergriff beginnt. Wir folgen dieser persönlichen Definition, erkennen diese an und stellen sie nicht in Frage. Konkret heißt das, wenn ein Mensch eine Situation als sexualisierten oder rassistischen Übergriff benennt, davon auszugehen ist, dass die Person die Situation so wahrgenommen hat und somit ihre Begriffswahl zu respektieren ist und auf das Empfinden dieser Person eingegangen werden muss.

Es wird vorausgesetzt, der betroffenen Person immer Glauben und Vertrauen zu schenken. Das tatsächliche Empfinden einer Person sollte nicht angezweifelt werden. Skepsis sollte keine Art sein mit Betroffenen zu reden. Die Wahrnehmung sollte schlichtweg so angenommen werden, wie sie einem vermittelt wird. Die Person und ihr Empfinden sollte also nicht bloß respektiert, sondern auch voll und ganz akzeptiert werden. Diese Akzeptanz soll stattfinden, ohne spezifische Fragen zu stellen, um auf mögliche Belege und Beweise zu stoßen. Diese braucht es nicht, um der Person Glauben zu schenken. Stattdessen sollte man eher nach der Person suchen, die sich übergriffig verhalten hat und ggf. ein klärendes Gespräch mit dieser führen. Je nach Situation und in Rücksprache mit der betroffenen Person, kann es zu einem Platzverweis kommen.